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27.04.2012

Warum Asien?

In den letzten Tagen wurde ich ständig gefragt: Warum expandiert Jarltech nach China, Hong Kong und Taiwan?…

In den letzten Tagen wurde ich ständig gefragt: Warum expandiert Jarltech nach China, Hong Kong und Taiwan? Nach Europa und dem Mittleren Osten, wäre da nicht Amerika an der Reihe? Was ist mit den USA, wo die ganze liebe Konkurrenz ihren Hauptsitz hat?

Ganz einfach: Wir trauen uns nicht. Eine Expansion in China ist für uns einfacher zu beherrschen als in den USA. In China und Taiwan haben wir schon Mitarbeiter, wir haben dort schon über 20 Jahre lang erfolgreich Geschäfte gemacht, wir haben ein Netzwerk.

Und als Distributor brauchen wir die Unterstützung unserer Hersteller. Und die Hersteller in den USA machen mir teilweise Angst. Manche amerikanischen Konkurrenten machen in Europa eine Zentrale auf, ohne Geschäft. Dann werden bei namhaften Konzernen Vertriebsrechte eingefordert: "Wir sind doch die Nr. 1/2/3 in den USA, gebt uns einen Distributionsvertrag in Europa, oder wir überlegen uns das in den USA nochmal anders" - und einige Hersteller sind doch wirklich darauf eingegangen. Wir bekamen damals Anrufe wie: "Sorry, die ganze Europa-Zentrale hat versucht, das zu verhindern, aber unsere amerikanischen Kollegen sind offenbar erpressbar." Und genau in so einen Markt will ich nicht, zumindest jetzt noch nicht. Wir würden niemals einen Hersteller unter Druck setzen, um in Nordamerika Vertriebsrechte zu bekommen. Und wir hätten auch keinen Erfolg, denn der Markt in den USA ist nun mal größer als in Europa.

Also gehen wir lieber in den Mittleren Osten und nach China, um unseren Herstellern mehr Präsenz zu bieten. Dort fehlt noch der Zugang zur Fläche. US-Distributoren mögen diese Regionen nicht, und die Kunden in diesen Regionen mögen amerikanische Distributoren oft nicht. Wir müssen erst Größe über diesen Umweg gewinnen. Erst dann können wir in die USA, wo es weniger um Konzepte, sondern mehr um Umsätze für die Quartalsmeldung an die Börse geht. Unfassbar, dass Kollegen von amerikanischen Distributoren mir gegenüber offen sagen, dass "Value Add" nur "Bullshit" ist - Hauptsache der Einkauf am Quartalsende stimmt. Den Nutzen für den Kunden gibt es nur als PowerPoint-Traumansicht.

24.04.2012

Verhandeln in China

Die Pressemitteilung haben Sie sicher schon gelesen: Wir haben "Barcode World" übernommen, einen AIDC-Distributor in China mit zehn Standorten, 42 Mitarbeitern und…

Die Pressemitteilung haben Sie sicher schon gelesen: Wir haben "Barcode World" übernommen, einen AIDC-Distributor in China mit zehn Standorten, 42 Mitarbeitern und den Schwerpunkten Honeywell und TSC.

Ich kann Ihnen sagen, das war keine leichte Entscheidung. Und auch keine leichten Verhandlungen. Barcode World ist eine tolle Firma, aber wie immer in China, eben nicht nur ein reiner Distributor. Dieselben Leute stellen auch selbst Scanner unter eigenem Markennamen her. Für eine Firma wie zum Beispiel Honeywell ist es sicher nicht einfach, einen Hersteller von Konkurrenzprodukten als Distributor zu betreuen. Dazu gehört ja auch das gemeinsame Arbeiten an Projekten. Somit ein Weinzwang für alle: Die Ex-Eigentümer konzentrieren sich auf Ihre Produktion, die Hersteller bekommen einen reinen Distributor als Kunden und Jarltech ist mit einem Schlag quer durch China vertreten.

Die ganze Vorgeschichte hat sich über Jahre gezogen. Ich kenne die Firma schon seit Ewigkeiten, und immer wieder haben wir über eine Übernahme gesprochen. Dann erst, vor etwa vier Wochen, wurden die Gespräche "heiß" und seitdem wurde rund um die Uhr per E-Mail und bei etlichen Treffen geredet. Chinesen sind tolle Kaufleute. In meinen über 20 Jahren China-Erfahrung mit weit über 200 Besuchen in China kann ich das behaupten. Am besten arbeitet man zusammen ohne Verträge, denn ein Handschlag zählt. Banken, Handelsgerichte und Hersteller wollen aber etwas Schriftliches, also wird es eben gemacht. Und dann wird auch um jeden Cent, jeden Zins und jede Zeile gerungen. Nicht weil die Chinesen das brauchen, sondern weil sie glauben, die Deutschen sind pedantisch und es muss alles kleinlichst geregelt sein. Gerungen wird rund um die Uhr. Ob es nun vier Uhr morgens ist in China oder in Deutschland, alle haben unter Hochdruck gearbeitet, inklusive der Anwälte auf beiden Seiten.

Das schöne aber ist: wir sind uns einig, von Anfang an. Der ganze Riesenstapel Papier mit seinen über 200 Unterschriften verschwindet in der Schublade, und es gilt wieder der Handschlag vom ersten Tag. Noch nie ist es mir in China passiert, dass jemand nach zwei Jahren einen Vertrag heraussucht und auf einer bestimmten Klausel besteht, das ist eher amerikanischer Stil. Ohne dass beide Seiten profitieren, funktioniert es eben nicht.

Ich glaube fest, dass die Chinesen weit kommen mit Ihrer Mentalität. Und ich glaube auch, dass Jarltech weit kommt in China. Gegenseitiger Respekt ist die Grundlage jeden Geschäfts.