Direkt zum Inhalt

Seit zwei Stunden sitze ich im Auto, auf Hainan Island, auf der Strecke von Sanya nach Haikou. Wir hatten in Sanya ein erfolgreiches "Mobility Weekend" zusammen mit Honeywell und Elo, aber die Rückreise gestaltet sich schwierig.

Leider kam ein Taifun dazwischen, der schon das ganze Wochenende seine Vorboten geschickt hatte. Es hat am ganzen Wochenende nur einmal geregnet, es fing Freitagabend an und hörte Montagmittag auf.

Bernd, der mit der Hauptreisegruppe zurück nach Shenzhen geflogen ist, hat die Nacht am Flughafen verbracht und konnte auch mit ansehen, wie die Fluggäste sich solidarisiert und den Check-In-Mitarbeitern auf die Nase gehauen haben, bis diese sich für das schlechte Wetter entschuldigt haben. Danach wurde auch eine First-Class-Lounge gestürmt. Hilft aber nichts: Wenn kein Flugzeug wegen des Wetters ankommt, kann auch kein Flugzeug abfliegen.

Also ist die ganze Truppe schlaflos per Zug nach Haikou gefahren. Der Flughafen dort ist auch geschlossen, aber nicht ganz so sehr wie der in Sanya. Statt Sonntagnachmittag kamen unsere Mitarbeiter dann letztendlich Montagabend wieder zu Hause an.

Da ich nicht nach Shenzhen muss, sondern nach Shanghai, fahre ich erst jetzt durch die Waschküche. Alle paar Minuten kommen Anrufe, welcher Flug nun gestrichen ist und welcher nicht. In China gibt man ungern Misserfolge zu, und so sieht auf den offiziellen Airport-Webseiten alles so aus wie "business as usual". Sanya alleine hat 75 Flüge gestrichen, die aber laut Webseite alle pünktlich waren.

Anders ist nun eben die wirkliche Lage. Mein Fahrer fährt mich und meine Rotweinflasche stundenlang durch die Nacht, um mich vom geschlossenen Flughafen Sanya zum gerade wieder geöffneten Flughafen Haikou zu bringen. Dann kommt ein Anruf, dass mein Flug auch gestrichen ist, aber der Flug eine Stunde vorher noch fliegen soll. Ich bitte den Fahrer, mehr Gas zu geben, aber: abruptes Bremsen - und der Fahrer steigt aus. Ich dachte schon, ich hätte ihn zu sehr angetrieben und er schmeißt mich nervige Langnase jetzt im Taifun raus.

Aber: "Sorry, Sir, I can bring you to Haikou on time, but I have to cover the license plates" - und vorne und hinten werden einfach Schutzhüllen auf die Nummernschilder gezogen. Und schon kann man in China 200 km/h fahren. Klasse! Soll mal einer sagen, es gäbe keine kreativen Lösungen in China.

Soweit ich das bei dem Regen noch registrieren konnte, sind wir etwa acht Mal geblitzt worden, und wir fahren schon seit zwei Stunden mit Warnblinker. Allerdings hat Hainan nagelneue Autobahnen, so dass ich gemütlich den Laptop nutzen und dabei Wein trinken kann. Love China!

Die wichtigste Erkenntnis über das Unwetter kam von meinem Mentor Y.S. Chang, der vollkommen relaxed mit mir in einer Teehütte saß, als rundherum der Regen wie aus Gießkannen das Gelände überschwemmte: "Rain is good. Rain means money." Nun denn.

Fotos von unserem Sanya-Trip: www.facebook.com/jarltech