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Ich mag kein Outsourcing: Wir programmieren unsere Betriebssoftware selbst (ein echtes USP!), unsere Techniker sitzen nicht in Indien, wir betreiben ein eigenes Rechnungswesen, ein eigenes Marketing inklusive Produktfotostudio und Übersetzungsbüro, und natürlich: eine eigene Logistik. Ein großer Wettbewerber von uns sourct schon lange sein Lager aus. Ich frage mich, wie das gutgehen kann. Wir sind uns doch sicher einig, dass Lager und Logistik für einen Distributor eine Kernkompetenz darstellen. 60% unserer Liefervorgänge sind automatisiert abzubilden. Beim Rest müssen andere Logos auf die Geräte geklebt werden, nicht standardgemäße Seriennummern aufgebracht werden, oder es wird kundenspezifisches Packband verwendet. Oft auch nutzen wir bedruckte Kartonagen von Kunden oder legen deren Werbematerial bei. Das alles in so kleinen Stückzahlen, dass es in einem 1000-Mann-Lagerbetrieb kaum funktioniert. Ganz abgesehen davon ist ein Lager „im Haus“ schon deshalb wichtig, dass auch ein Techniker oder Vertriebler schnell mal ein Produkt aus dem Lager anschauen kann. Dazu kommt, dass Jarltech auch einen kleinen aber feinen Fuhrpark unterhält. DPD ist ein sehr zuverlässiger Versandpartner. Trotzdem kann es sein, dass bei einer scharf kalkulierten Cut-Off-Time um 19:00 Uhr deren letzter LKW voll ist: also müssen wir einen Lieferwagen hinterher schicken können, oder auch den 4-Stunden-Lieferservie im 250km-Umkreis erledigen. Oder Beispiel Palettenversand: Wir haben das mit vielen Speditionen versucht. Leider ist dort der Markt preisgetrieben so am Boden, dass die Qualität zu sehr leidet. Paletten mit Druckern stehen im Regen, Tintenpatronen frieren ein, Ware kommt falsch an, oder braucht innerdeutsch fünf Tage. Klar, so eine Palette kostet dann nur 40 Euro, wird aber fünfmal umgeladen. Wenn wir es selbst machen, kostet eine Palette eher 100 Euro ... aber seit wir vor fünf Jahren den ersten LKW angeschafft haben, hatten wir noch nie eine Fehllieferung, noch nie standen Bonrollen im Regen und noch nie ist beim Abladen eine Palette einfach umgekippt.

Zum Thema "Kernkompetenz outsourcen": Ein großer, sehr gut verdienender Hersteller unserer Branche hat neulich eine namhafte Unternehmensberatung damit beauftragt, neue Geschäftsfelder für die Firma auszumachen. Wie bitte? Was ist denn sonst noch die Aufgabe des Top-Managements? Kann man einfach die Zukunfts-Strategie outsourcen? Und wenn es nicht läuft, fliegt einfach der Berater raus? Selten so gelacht. Für einen Unternehmer ist das die Perversion des kaufmännischen Handelns.