Direkt zum Inhalt

In den letzten Jahren bin ich jeweils mindestens 150 mal von einer Startbahn abgehoben, und die Zahl der erfolgreichen Landungen deckt sich bislang glücklicherweise exak mit der Zahl der Starts. Die Unfälle in der Luftfahrt werden weniger, und verlagern sich geographisch auch immer mehr in die Regionen, in denen mangels anderen Geräts uralte Mühlen eingesetzt werden.

Als Luftfahrtfreund und als Berufspilot (keine Angst, ich fliege schon lange nicht mehr selbst) weiß ich gut, wie schwer es ist, einen modernen Jet kaputt zu machen. Das erfordert entweder Mutwilligkeit, grobe Dummheit oder miserables Training. Es ist nicht zu glauben, dass es trotzdem immer wieder passiert, auch bei Mitgliedern der globalen Luftfahrtallianzen.

Wo sollte man einsteigen? Ich habe das Glück, meistens die sichersten Fluggesellschaften der Welt nutzen zu können, wie Cathay Pacific, Emirates oder Singapore Airlines. Aber was sagt eine Statistik aus? Thai Airways fliegt mit modernsten A380, Turkish Airlines wurde gerade wieder zur besten Fluglinie Europas gewählt und China Airlines kommt aus Taiwan, einem der modernsten Länder der Welt. Frankreich hat eine riesige Tradition im Flugzeugbau, und totzdem scheint gerade Air France eklatante Mängel in der Pilotenausbildung zu haben. Trotzdem haben gerade diese Gesellschaften in ihrer Vergangenheit viele Tonnen Flugzeugschrott produziert und deutlich mehr Menschen auf dem Gewissen als manch andere Gesellschaft. Aber auch wenn der letzte Unfall zehn Jahre her ist - genügt das, eine Schulungskultur zu ändern? Wird, nur weil es ein neues Trainingsprogramm gibt, der junge Copilot dem erfahrenen Kapitän widersprechen und ein "Go-Around" anordnen, wenn "der Alte" die Landung versaut?

Man kann es sich ja leider auch nicht immer aussuchen. Ein innerchinesischer Flug kann eben nicht immer mit der Bahn ersetzt werden, und kann man wirklich immer vorher analysieren, ob die Piloten "einen guten Tag haben" oder überarbeitet sind? Was bringt mir eine Statistik, wenn eine Airline erst ein paar Monate alt ist?

Gerade in Asien gibt es massenhaft nagelneue Flugzeuge, dagegen sieht die Lufthansa-Flotte statistisch aus wie Alteisen. Aber ist ein Airbus, der in China hergestellt wird, genausogut wie einer aus Hamburg-Finkenwerder? Natürlich, sagt Airbus. Aber dann müsste es doch auch möglich sein, Piloten zentral auszubilden? Und Crew Ressource Management zentral zu überprüfen?

Ich finde, es gibt hier einfach zu viele Fragen, die Anlass zur Sorge bereiten. Selbst eine Asiana hatte nie einen Unfall mit einer Boeing 777 - dennoch zeigt der aktuelle Fall, dass die Cockpitbesatzung elementare Fehler gemacht hat, nur weil ein Anflug mal nicht dem Standard entsprach. Traurig.