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Ende 2010: Einige unserer Hersteller stoppen den Warenfluss. Warum? Ziele erfüllt, 2010 lief besser als geplant. Ich dachte, das kann wohl nur ein Witz sein, aber so war es wirklich. Anfang 2011: Plötzlich laufen fast alle Hersteller zu den Distributoren und vereinbaren die Wachstumsziele für 2011. Nachdem man 2010 offenbar zu niedrig gepokert hat, heißt es aus den Herstellerzentralen in Amerika und Asien überall: Zielerreichungsprämien gibt es erst ab 20% Wachstum. Unter der Hand gefragt, rechnet jeder Hersteller aber nur mit einem Marktwachstum von sechs Prozent, meint aber, nur man selbst kann locker um 20% zulegen. Und wir als bester Partner mögen das doch bitte realisieren. Wie wird das Ergebnis sein: Alle Distributoren unterschreiben utopische Quartalsziele und werden daher im letzten Monat des Quartals Ware zum Einkaufspreis verkaufen, um das Ziel zu erreichen. Da das alle machen, wird Ware in den Channel gedrückt und nichts bleibt übrig. Das nächste Quartal wird dadurch nur härter, für alle. Genau das sollte sich jeder Hersteller vorher mal ausrechen. Interessant wird es, weil wir wie die meisten unserer Kollegen ja nicht nur einen Hersteller vertreten, sondern in jedem Marktsegment mehrere. Und wir alle zahlen unseren Vertrieb nach Marge. Wenn jetzt in jedem Segment ein Hersteller vernünftig ist, und dadurch die Marge sichert, wird er vom Vertrieb schon allein aus Selbsterhaltungstrieb die Kunden zugeschanzt bekommen. Da könnte es massive Wanderungen geben weg von Herstellern, deren Zielvorgaben ohnehin nicht erreichbar sind. Es wird ein interessantes Jahr. Eventuell siegt am Ende sogar die betriebswirtschaftliche Vernunft ...