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Folgender Fall aus dem Bekanntenkreis: Mutter, Sohn (22) und Tochter (14) wohnen in einem Haushalt. Sohnemann fährt nach Kroatien in den Urlaub – dort sind Clubs offen, es wird gefeiert. PARTY, PARTY! Rückkehr letzten Dienstag, es gibt keine Vorschrift für einen Test oder für eine Quarantäne. Er fühlt sich kerngesund. Er arbeitet in einem Krankenhaus, wird daher nach der Rückkehr standardgemäß getestet und ist – Covid-19-negativ. Natürlich nur so lange, bis dem Krankenhaus zwei Tage später einfällt, dass die da was verwechselt haben: Er ist doch positiv. Der Bescheid kam diese Woche am Montag. Nun soll er 14 Tage zu Hause bleiben. Auch die Mutter hat nun das Recht, sich testen zu lassen. Ergebnis am Dienstag: ebenfalls positiv, Anordnung von 14 Tagen Quarantäne.

Heute ist Donnerstag. Die offiziellen Zahlen unseres Kreises haben sich seit Tagen nicht geändert. Die positiven Tests scheinen nicht in die Statistik einzufließen, oder wir sind hier noch im Steinzeitalter und das dauert Tage.

Nun lebt in dem Haushalt auch noch die Tochter. Ich würde wetten, sie hätte auch einen positiven Test. Was sagt das Gesundheitsamt? Sie braucht keinen Test, denn die Quarantäne gilt ohnehin für den gesamten Haushalt, also spielt ihr Testergebnis keine Rolle. Wie bitte? Soll das Geld sparen? Wollen wir keine echten Zahlen haben? Die Tochter war am Wochenende in Frankfurt. PARTY, PARTY! Ruft sie ihre Freunde an und warnt sie? Nein. Wäre ja peinlich. Anonym ginge das per Corona-App, ein Super-System. Hat sie eine Corona-Warn-App? Nein. Und wenn sie sie hätte: Sie kann sich dort nur als »positiv« melden, wenn sie den Code vom Testergebnis einlesen kann. Das bekommt sie aber nicht, denn ob sie »positiv« ist oder nicht ist unserem Gesundheitssystem – EGAL. Also wird auch niemand gewarnt. Das Gesundheitsamt hat mir übrigens telefonisch bestätigt, dass tatsächlich ganz genau so vorgegangen wird.

Schlamperei ist übrigens offenbar an der Tagesordnung. Eine Freundin wollte sich in München testen lassen. Nach zwei Stunden Wartezeit beim Test-Center ist sie wieder gegangen, keine Zeit mehr. Zwei Tage später der Anruf: sie sei positiv. Sie wurde aber gar nicht getestet. Nicht zu fassen.

Ich frage mich wirklich, wie das weitergehen soll. Natürlich kommt die halbe Jugend des Landes in den nächsten Monaten irgendwoher aus dem Urlaub zurück. Natürlich viele ohne Symptome, aber sicher einige mit dem Virus. Denn die Jugend fährt in den Urlaub, gerade um sich anzufassen. Die machen keinen Distanzurlaub und fahren oft gezielt in die Länder mit den meisten Lockerungen. Deutschland hat Testkapazitäten ohne Ende, ein kleiner Abstrich nach der Ankunft in Deutschland würde keine Minute dauern, und Stunden später könnte ein Ergebnis dafür sorgen, sein Umfeld ebenfalls testen zu lassen oder wenigstens zu warnen. Wird aber alles nicht gemacht. Ich kann der Jugend nicht verdenken, dass sie feiern will.

Ein Lockdown auf Kosten der Wirtschaft ist für den Staat kein Problem, aber Pflichttests bei der Einreise offenbar schon, denn hier müsste der Staat zahlen. So steuern wir mit voller Wucht auf eine zweite Welle zu. Das ist super für die Politiker, die können sich dann wieder profilieren.