Direkt zum Inhalt

Ganze Messestände sind unbesetzt, weil Firmen ihre Mitarbeiter nicht bewegen konnten, eine Menschenansammlung zu besuchen. Es könnten ja auch Chinesen dort sein. Vielleicht aus Wuhan. Und auch sonst jeder ist verdächtig. Jeder zweite Messebesucher trägt Atemschutz, schweres Gerät – wenn denn überhaupt Besucher kommen würden.

Das war die Vorhersage zur Euroshop 2020. Gut, am Sonntag war dort fast niemand, aber auch deshalb, weil sowieso niemand an einem Sonntag eine B2B-Messe besucht. Am Dienstag jedenfalls war die Messe voll, brechend voll – in den Hallen sah es teilweise aus wie bei der CeBIT 1991. Ja, das war die CeBIT in dem Jahr, wegen der ich mein Abitur verschieben wollte, weil die CeBIT einfach wichtiger war als dieser Schulkram. Leider hat das hessische Kultusministerium nicht mitgespielt, und ich musste nach und vor meinen Klausuren an- und abreisen, aber das ist Geschichte.

Auf der Euroshop habe ich ganz genau zwei Leute gesehen, die eine Maske trugen. Auf jedem Stand gab es irgendwo Desinfektionsgel, und manche Stände haben wegen des Corona-Virus kein Essen angeboten. Wegen des Corona-Virus kein Essen? Könnte auch Kostengründe gehabt haben. Ich glaube nicht, dass Hungern dem Immunsystem hilft.

Was dagegen auffällig war: Es wurden mehr Hände geschüttelt als je zuvor. Ich weiß nicht, wie viele Freunde aus der Branche ich umarmt habe. Ganz klar mehr als sonst. Das ist der neue Vertrauensbeweis: Dich kenne ich, Du bist vertrauenswürdig, Du bringst mich nicht mit Deinem Virus um. Du bist sauber.

Ob das medizinisch sinnvoll ist, sei dahingestellt. Einem Freund einen Tropfen Desinfektionsgel anzubieten, auch wenn es vielleicht gegen Viren nichts hilft, ist eine neue nette Geste. Ob sich mehr Leute nach dem Toilettengang die Hände gewaschen haben, als sonst, ist jedenfalls nicht überliefert.